Unser Dorf hat Zukunft: Besuch der Kommission des Bundeswettbewerb im Achterhoek

Unser Dorf hat Zukunft: Besuch der Kommission des Bundeswettbewerb im Achterhoek

Dr. Reinhard Kubat schreitet der Delegation voraus.

Gestern bereiste die Bewertungskommission des Bundeswettbewerbes den Achterhoek. Wie auch bei den vorherigen Teilnahmen, war wieder einmal das gesamte Dorf auf den Beinen. Jeder kannte seinen Part und seinen Platz. Neben vielen Einwohnern, allen Vereinsvertretern, städtischen Mitarbeitern, der Feuerwehr und einer großen Kinderschar, erschien auch die gesamte Bandbreite lokaler Prominenz vom Ortsvorsteher über Bürgermeister bis zum Landrat. 

  

Wie immer begann alles damit, dass ein Bus am Horizont auftauchte und der übliche Ruf durch die Menge hallte: „Bus kooooommt!“ Doch bevor wir die Kommission begrüßen konnten, mussten wir uns noch ein paar Minuten gedulden. Kurz vor dem Eintreffen vor dem Gemeinschaftsraum, machte der Bus einen außerplanmäßigen Zwischenstopp am neuen Golddorfschild. Die Besucher wollten unbedingt Fotos davon machen.  

  

Ein langer und herzlicher Applaus erwartete die angereisten Gäste dann zum endgültigen Empfang. Die 14-köpfige Jury war nach ein paar Begrüßungsworten schon fast im Gemeinschaftsraum verschwunden, als unerwartet alles wieder aus der alten Schule heraus drängte. Kommando zurück! Die Kommission wollte doch auch uns Achterhoeker begrüßen und sich persönlich vorstellen. Feine Geste.

Im Gemeinschaftsraum lief der schon oft bewährte Ablauf: Begrüßungsreden und Grußworte, die Vorstellung der Vereine und ein paar Worte der Kommune. Franz Heckens sollte dabei eine besondere Rolle zukommen. Er hatte es auf den Punkt gebracht: „Eigentlich ist Achterhoek keine Siedlung, es gibt keine Industrie und keine Kernstruktur, Achterhoek besteht eigentlich nur aus ein paar Höfen im Landschaftsschutzgebiet“. „Und warum steht hier dann eine Kirche?“ fragte der Vorsitzende der Bundeskommission. Und Franz Heckens fand die richtigen Worte: „Weil Achterhoek eben Achterhoek ist!“ Ferner führte er sinngemäß aus: „Die Achterhoeker sind ein eigenes Volk mit eigenem Kopf. Sie wollen keine Winnekendonker sein und fühlen sich als die besseren Kevelaerer“. Dies sagte er mit einem Schmunzeln auch in Richtung Dr. Pichler, dem das Grinsen im Gesicht stand. Mit diesen Aussagen hatte Franz Heckens den Gästen von Beginn an klar gemacht, was sie hier bei uns erwartet. Achterhoek ist eben kein Dorf wie jedes andere Dorf, Achterhoek ist Achterhoek.

  

  

3 Stunden, anstatt wie bisher nur eineinhalb, hatten die Bewohner nun Zeit den Achterhoek zu präsentieren. Nach der Begrüßung im Gemeinschaftsraum folgte ein Besuch unserer Familienwohngruppe gleich gegenüber dem Startpunkt. Christian Sasse erklärte der Jury die Abläufe im Haus und präsentierte die neusten Projekte. 
Die weiteren Stationen wurden alle fußläufig erkundet: Die Sankt Josef Kapelle wurde von Josef Maaßen vorgestellt und auch die Landjugend erläutere ihre Strukturen und deren Einsätze (72 Stunden Aktion) im Schatten des Gotteshaus. In der Kapelle erwartete die Gäste ein Flötenspiel der Eickhoff Kinder. Weiter zum Dorfplatz, wo die AGK ihren Prinzenwagen vorgefahren hatte, dann zum Stand des Kindesfestes und den Stellwänden, die die Neugestaltung des Dorfplatzes dokumentierten. Im Hintergrund: Reges Treiben auf beiden Boulebahnen. 

  

  

Es folgte die Rundreise mit dem Bus durch unsere Bauernschaft. Erstes Ziel war die Kreativwerkstatt der Familie Schelbergen mit ihrem kunstvoll arrangierten Garten. Auf der Fahrt dort hin versorgte Christoph Stenmans die Reisenden mit Informationen über den Achterhoek. Von dort aus fuhr die Versammlung zur NuK-Vereinswiese. Diesen Streckenabschnitt nutzte Mattes David, um die Besucher über die Naturschutzziele der Achterhoeker aufzuklären. Am Backofen wurde die Delegation dann von Margot Dassel mit Informationen zum Ofen und zur Vereinswiese versorgt. Frisch gebackenes Brot wurde in den Bus gereicht. Weiter ging die Fahrt, vorbei am Naturgarten der Familie Dassel/David, wo auch der Begleiter erneut wechselte. Von nun an klärte Klaus Düngelhoef die Kommission über die Landwirtschaft auf. Darin bestand auch das nächste Reiseziel: Der Hof der Familie Stenmans.

  

Hier, bei den Stenmans, wurde unseren Gästen die moderne Betriebsführung gezeigt, alle Innovationen vorgeführt und die erfolgreiche Annäherung von Naturschutz und Landwirtschaft unterstrichen.

Die letzte Busstrecke führte auf den Möllenhof. Hier empfing Jörg Werner mit seiner Familie unsere Gäste, erklärte ausführlich den Betrieb und die Motivation der Familie warum man den Betrieb in einen Biohof gewandelt hatte. 

Von hier an ging es wieder einmal zu Fuß weiter. Auf dem Weg zur letzten Station, der Singendonk´schen Mühle, stellte die Big Challenge ihr Projekt vor und beeindruckte die Jury mit ihren bisherigen Taten und Zahlen. An der Mühle angekommen nutzte Hausherr Jürgen Bey die Aufmerksamkeit der Kommission, um seine Pläne der Privatbrauerei Kelderhorst vorzustellen. Der Produktionsprozess wurde anhand der Gerätschaften detailliert erklärt. Das Ganze natürlich nicht ohne Kostprobe. Natürlich fand auch der hervorragende Zustand der Mühle samt ihrer Geschichte Erwähnung.

  

Drinnen in der Mühle fand der Tag sein Finale. Ein reich gedeckter Tisch stillte den Hunger und Johannes Baaken präsentierte auf der Leinwand alles Wissenswerte, was durch die Bereisung nicht gezeigt werden konnte.

In den Schlussworten des Vorsitzenden der Bewertungskommission fasste Herr Reinhard Kubat den Tag aus der Sicht der Besucher noch einmal zusammen. Anfänglich herrschte Unklarheit, was einem ein Dorf, das eigentlich gar keines ist, wohl zu bieten haben könnte. Man ahnte aber sehr schnell, dass es ein besonderer Tag werden würde. Noch nie habe man eine solche Siedlungsstruktur mit einem derart ausgeprägten Zusammenwirken erlebt.  Dass man sich im Dorf mit der Biodiversität auseinander setzt, erstaunte ihn und dass der Dialog zwischen den sonst so verhärteten Fronten von Naturschutz und Landwirtschaft so offen und unaufgeregt geführt wird fand lobende Erwähnung. Die Landjugend hatte mit ihrem großen Engagement für bleibenden Eindruck gesorgt. Welche Farbe das Metall der Medaille am Ende haben würde, könne er nicht sagen, aber sicher, dass der Achterhoek die Besucher schwer beeindruckt hat.

Im Januar 2017 wird in Berlin die Entscheidung verkündet, wie sich der Achterhoek gestern geschlagen hat. Wir dürfen gespannt sein. Aber erst werden wir nun den Sommer genießen und sicher lange an diesen Tag zurück denken.