Untersuchung der Wetterley

Die Alten können sich noch daran erinnern: Schlittschuhfahren auf den Leyen, Eishockey auf den Wiesen und Hechte, die mit der Hand gefangen wurden. Geschichten von mächtig vielen Aalen und Störche, deren Anblick nichts Besonderes war. Das Alles ist gar nicht so lange her.

Darstellung aus dem Heimatkalender Geldern von 1965

Das Rad der Zeit lässt sich in der Kulturlandschaft nicht so einfach zurückdrehen. Vieles wird für immer verloren bleiben. Dennoch gibt es Wege, die Leyen wieder wertvoller zu gestalten, als sie sich heute darstellen.

Obwohl die Wetterley ein von Menschenhand geschaffener, künstlicher Entwässerungskanal ist, beherbergte sie bis zu Beginn der 90er Jahre eine Vielzahl von Leben. Ihre endgültige Degradierung als vielfältiger Rückzugsraum für Flora und Fauna erhielt sie um 1980, als man ihre Sohle tiefer legte und mit Schotter verdichtete. Der technische Ausbau war der Vereinfachung der Flurbereinigung geschuldet.

Seither wird die Ley einmal im Jahr geräumt und die Ufer werden gemäht, ungeachtet der Lebenszyklen, die sich unter der Wasseroberfläche oder in den Uferrandstreifen abspielen.

Eutrophe Wetterley mit starkem Bewuchs

Dem Wasser- und Bodenverband wollen wir keine Vorwürfe machen. Dieser ist für die Entwässerung verantwortlich und wenn er dies nicht garantiert, wird er selber in die Pflicht genommen. Aufgrund der hohen Verfügbarkeit von Nährstoffen entwickelt sich der Pflanzenwuchs in der Ley sehr ergiebig. Würde nicht geräumt, käme es zu einem verminderten Abfluss und die Landwirte würden zu Recht Sturm laufen, wenn ihre Äcker absaufen. Auch die unkontrollierte Verbreitung von Ackerkratzdiestel und Knöterich ist ein Dorn im Auge vieler. Dadurch, dass die Pflanzen zur Blüte gelangen, gelangen die als Futterpflanzen unerwünschten Arten auf die Weiden.

Kahlschlag nach der Flurbereinigung

Die EU-Wasserrahmenrichtlinien schreiben uns vor, bis 2015, spätestens jedoch bis 2025 unsere Fließgewässer in einen guten Zustand zu bringen. In aller Regel geht dies unter anderem mit dem Ankauf von Ufergrundstücken einher und birgt eine Menge Zündstoff. Nicht jeder ist bereit dieses Opfer freiwillig zu erbringen.

Im Achterhoek haben sich die ersten Anlieger freiwillig beim Wasser- und Bodenverband Kervenheimer Mühlenfleuth und beim Niersverband gemeldet, um ihre Grundstücke für eine Umnaturierung zur Verfügung zu stellen. Bereits am 05.07.2012 kam es an der Wetterley zu einem Ortstermin der beiden Verbände, Vertretern der Kommune und den Eigentümern. Eine Einigung war schnell erzielt, da hier nicht wie üblich ein Widerstand der Anwohner ins Spiel kam, sondern Freiwilligkeit.

Der Planung nach wird im Herbst 2013 (oder Herbst 2014) mit den ersten Maßnahmen an Wetterley und Lockhorstley begonnen. Es werden Nebengewässer entstehen und die Ufer naturnah gestaltet. Die Flurbereinigung an den entsprechenden Stellen unterbunden und der ungelenkten Sukzession überlassen. Vorerst nur kleine Bereiche, vielleicht aber bald auch mehr. Jeder Anlieger an der Wetterley oder den anderen Leyen ist eingeladen sein Grundstück – vollkommen kostenfrei – aufwerten zu lassen. Gerne stehen wir hierfür als Ansprechpartner zur Verfügung.

Um in ferner Zukunft die Auswirkung der Maßnahmen ablesen zu können, haben wir die Wetterley im Vorfeld auf ihr Fischvorkommen untersucht. Ganz fischfrei, wie sie scheint, ist sie dann doch nicht.

Matthias David, der im Besitz eines Bedienerscheins für die Elektrofischerei ist, hat die Untersuchungen geleitet. Mit Hilfe des Teams, dass auch die Wiederansiedlung des Lachses in der Eifelrur betreibt, wurden vier 100-Meter-Strecken genau unter die Lupe genommen. Selbstverständlich nicht ohne behördliche Genehmigung und mit Einverständnis der Fischereirechteinhaber.

Untersucht wurden folgende Abschnitte:

Veröffentlichung der Karte für nichtkommerzielle Zwecke freundlichst genehmigt durch Geobasis NRW

Strecke 1:

Parallel zur Oetzelstraße, ab Hungerwolfsweg kanalaufwärtsStrecke 2:

Zwischen der Weide von Eickhoffs und dem VossumhofStrecke 3:

Entlang von „Foehles Busch“, hinter dem SingendonkshofStrecke 4:

Am Ende, wo die Ley am Winkelschen Busch entsteht, zwischen den beiden HolzbrückenDie Teams arbeiteten jeweils zu zweit. Je ein Elektrofischer und ein Beifänger.

Die Ergebnisse:
Drei- und Neustachliger Stichlinge kommen in der Ley als Massenfisch vor. Als zweite Art konnte die Bachschmerle festgestellt werden.

Ein Hecht(chen)

In Strecke 4, hinter Kühnens Hof wurden zwei kleine Hechte gefangen. Diese stammen aber mit großer Sicherheit nicht aus Gelegen in der Ley,  sondern wurden durch Wasservögel eingetragen. Die Passage durch die Röhre in diesen Bereich ist für laichbereite Hechte nicht passierbar.

3-Stachlige Stichlinge
Bachschmerlen

Weitere Arten, die festgestellt wurden sind:

Flora: Fauna:
Brunnenkresse Flussflohkrebs (sehr häufig)
Schwertlilie 
Schlammfliegenlarven

Schlangenknöterich Rattenschwanzlarven
Gilbweiderich Larven der gemeinen Federlibelle

Blutweiderich 
Gezeichneter Tauchschwimmer

Minze 
Gelbrandkäfer
Mädesüß Erdkröte
Simse Kleiner Wasserfrosch
  
Spitzschlammschnecke
  Posthornschnecke
  Blaugrauer Rückenschwimmer
  Gemeine Heidelibelle

und weitere Arten, die noch genau bestimmt werden müssen.

Als Fazit bleibt der Eindruck einer sehr artenarmen Ichthyofauna. Die Elektrobefischung für sich gesehen ergibt nur ein unscharfes Bild. Ohne weitere Beobachtungen und Feststellungen durch den Einsatz von Reusen, bleiben alle Arten außen vor, die der hohen Scheuchwirkung der E-Befischung unterliegen. Diese Lücke soll in 2013 unter anderem durch Ausbringung von Krebsreusen festgestellt werden.

Was ist eine Elektrobefischung?

Die E-Befischung stellt derzeit die schonendste Methode der Fischbestandsaufnahme dar. Mittels eines Akkus, der im Rucksack mit sich geführt wird, wird ein elektrisches Spannungsfeld erzeugt. Hinter sich her, zieht der Bediener des Gerätes eine Kupferlitze durch Wasser, die Kathode. Der Ringkescher stellt die Anode dar. Wird nun ein Gleichstrom erzeugt, flüchtet der Fisch weg von der Kathode, hin zur Anode, weil der Reiz dort für ihn am geringsten ist. Der Fisch kann so mit dem Kescher aufgenommen, bestimmt, gegebenenfalls vermessen und dokumentiert werden. Für die Bedienung des Gerätes ist eine Ausbildung im Landesamt für Gewässerökologie notwendig. Zudem muss der Einsatz behördlich genehmigt sein und die Untersuchung einen sinnvollen Grund haben, der diesen Eingriff in die Natur rechtfertigt. Bestandsfestellungen unterliegen diesen Auflagen in der Erfüllung der EU-Wasserrahmenrichtlinien.