Unsere Wildkräuter – Berichte zum Thema „Unkraut“

Was verknüpfen wohl viele unserer Zeitgenossen mit den so genannten Wildkräutern oder besser gesagt, was verbinden Sie, lieber Leser, mit diesen Pflanzen?

Man könnte einige Bezeichnungen nennen, wie zum Beispiel, Dreck, Unkraut oder lästiges unnützes Zeug. Diese Begriffe sind ja noch harmlos und jeder Mensch, der einen Garten besitzt, hat wahrscheinlich so seine eigenen Kraftausdrücke für diese Pflanzengattungen. Sie stören einfach unser Bild von einem perfekten Garten, oder?

Unser kleiner Aufsatz wird hoffentlich dazu beitragen, die landläufige Meinung über Wildkräuter zu revidieren. Diese Pflanzen sind schon seit Jahrtausenden treue Begleiter des Menschen und dienten ihm seit jeher als Nahrungs- und Heilpflanzen!

Im neunzehnten Jahrhundert – mit dem Aufkommen der Pharmaindustrie – wurden diese Pflanzen immer mehr verdrängt, denn Industrielle wollten und wollen, was natürlich legitim ist, Geld verdienen und da wird die Konkurrenz mit allen Mitteln bekämpft. Im Falle der Pflanzen auch mit Gift, das man neben den Arzneien gleich mit entwickeln und vertreiben konnte.

Allerdings ist in der jüngsten Vergangenheit auch ein Umdenken in der Industrie fest zu stellen. In den Entwicklungslaboratorien werden Pflanzen auf ihre Inhaltsstoffe untersucht und für die Humanmedizin nutzbar gemacht. Hier kommt dann auch die Gentechnologie zur Sprache, aber das würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen. Wir möchten Sie für diese Kräuter sensibilisieren und hoffen, dass Sie unsere „ach so nutzlosen“ Pflanzen in Zukunft mit anderen Augen betrachten.

Selbstverständlich können wir auch nicht alle Pflanzen gleichzeitig vorstellen, so werden wir in Zukunft in zeitlichen Abständen jeweils eine Pflanze beschreiben. Keine Angst, wir werden Sie nicht mit wissenschaftlichem Vokabular bombardieren, sondern hoffentlich nur neugierig machen.

Die Brennnessel

Als erstes Gewächs möchten wir Ihnen ein ganz „fieses Kraut“, die Brennnessel, vorstellen.

Ausgerechnet die Brennnessel, werden Sie jetzt denken, da hat ja jeder schon so seine mehr oder weniger schlechten Erfahrungen mit dieser Pflanze gemacht.

Bei uns kommen zwei Arten der Brennnessel vor, die erste ist die große Brennnessel (Urtica dioica) und die zweite ist die kleine Brennnessel (Urtica urens). Beide Arten gehören zur Familie der, wie soll es auch anders sein, Brennnesselgewächse (Urticaceae). Aber damit können viele Leute nicht viel anfangen und deshalb wurden den Brennnesseln viele volkstümliche Namen gegeben, wie Donnernessel, Hanfnessel, Haarnessel, Saunessel, Nessel, Nettel, Senznessel, Habernessel und Tausendnessel.

Die große Brennnessel wird etwa 0,5 -1,5 m hoch, die Kleine Brennnessel wird entsprechend kleiner. Urtica dioica, die Große, besitzt einen kriechenden Wurzelstock. Daraus wachsen vierkantige Stängel, die mit Brennhaaren besetzt sind. Die länglichen, eiförmigen gegenständig angeordneten Blätter haben grobgesägte Ränder und besitzen ebenfalls Brennhaare.

  

Die Große Brennnessel ist in der Regel zweihäusig ( männliche und weibliche Pflanzen ). Die Blüten sitzen als kleine Rispen in den Blattachseln. Die Blütezeit der großen Brennnessel reicht von Juli bis in den Herbst. Die Kleine Brennnessel unterscheidet sich von ihrer großen Schwester außer in der Statur noch darin, dass sie nur einjährig gedeiht und etwas aggressiver brennt. Die Inhaltsstoffe und die daraus resultierenden Anwendungen sind identisch.

Wie der Mensch kommt die Brennnessel fast auf der ganzen Welt vor. Die Kleine ist ein Kosmopolit und gedeiht fast überall. Die Große dagegen ist etwas empfindlicher und wächst nicht in den Polar -und Tropenregionen unserer Erde. Die Brennnessel bevorzugt humose Böden, aber bereitet sich diese mit der Zeit auch selbst. Das ist wohl ein Grund, warum die Brennnessel in der Nähe von menschlichen Siedlungen wächst.

So, nun wissen Sie schon Einiges über die Brennnessel, aber was kann diese Pflanze, außer im Weg stehen. Lassen Sie uns nun kurz anreißen, wozu man diese Pflanzen verwenden kann.

Sehen wir die Brennnessel als erstes als Heilpflanze. Es gibt kaum eine andere Pflanze, die so eine blutreinigende und blutbildende Wirkung hat. Sie regt den gesamten Stoffwechsel an. Sie reinigt den Körper dabei so gut, dass zum Beispiel Kopfschmerzen, Allergien, Heuschnupfen und Anfälligkeit für Erkältungen abnehmen oder ganz verschwinden. Erreicht wird das durch eine Brennnesselkur, in dem man Brennnesseltee zu sich nimmt und seine Speisen mit Brennnesselblättern ergänzt. Eine zusätzliche Verwendungsart ist ein Brennnesselbad.

In diesem Zusammenhang möchten wir hier ausdrücklich erwähnen, dass es sich hier um eine Zusammenfassung der Anwendungsmöglichkeiten geht. Wenn Sie, liebe Leser krank werden, ist der erste Weg immer zum Arzt! Als vorbeugende Maßnahmen sind diese Kuren allerdings sehr empfehlenswert.

Warum ist die Brennnessel so eine Wunderpflanze?

Na, sie enthält einen fast unwahrscheinlich großen Cocktail an Spurenelementen, Eisen, Vitaminen und Mineralsalzen. Zudem ist sie ein wichtiger Eiweißlieferant und es gibt Quellen, die behaupten, dass die Brennnessel mehr Eiweiß enthält als die als Eiweißbombe viel gepriesene Sojabohne!

Dieser Umstand macht die Brennnessel dann natürlich auch für unsere Küche interessant. So kann man junge Brennnesselblätter im Frühling wie Spinat zubereiten oder als Salat kredenzen. Dazu müssen die Blätter vorher leicht angewelkt sein, dann brennen sie nicht auf der Zunge. Küchenrezepte und andere Anwendungsmöglichkeiten finden Sie in einschlägiger Literatur oder, wie sollte es heute auch anders sein, im Internet.

Nun sind wir fast am Ende unseres kleinen Aufsatzes angelangt, aber wir möchten Sie hier noch auf einen sehr wichtigen Aspekt hinweisen. Auch wenn Sie die Brennnessel nie essen werden oder als Arznei zu sich nehmen werden, so sollten Sie die Brennnessel dennoch stehen lassen!

Diese Pflanzen dienen als wichtige Nahrungspflanzen für Schmetterlingsarten wie dem Tagpfauenauge, dem Admiral oder dem Kleinen Fuchs. Deshalb sollte man immer ein paar Brennnesseln im Garten stehen lassen!

Landkärtchen
Tagpfauenauge
Admiral
Kleiner Fuchs

Wir hoffen, dass wir unser Ziel erreicht und Sie eine andere Sichtweise auf die Brennnessel bekommen haben. Diese Pflanze hat unsere Hochachtung verdient.
Bis zum nächsten Mal.

Rainer Verhülsdonk
Vorsitzender des NuK e.V.