Schleiereulen im Achterhoek

Es ist schon ein erhabenes Gefühl, wenn man eine Eule in den Händen hält und sie wieder in die Freiheit entlassen darf. So geschehen am Mittwoch auf „den Vorsum“, der Geschäftsstelle des NuKs.

Der Reihe nach: Am 28.10. rief Johannes Otten an, dass er eine Eule von der Straße aufgelesen hätte und diese nun in seiner Garage untergebracht habe. Sie sei vermutlich verletzt und ob wir denn Rat wüssten. Wussten wir!

Umgehend wurde das Tier dort aufgesucht und entpuppte sich als Schleiereule. Die Eule wirkte sehr apathisch und zeigte wenig Regung. Sie wurde behutsam in einen Karton verfrachtet und direkt zur Greifvogelstation nach Weeze in die Obhut der Familie Schnabel übergeben. Viel Hoffnung hatten wir nicht. Die Schleiereule war sehr schwach, legte immer wieder den Kopf in den Nacken und verkrampfte die Zehen. Wir wussten nicht, ob sie Kontakt mit einem Fahrzeug hatte oder einfach kurz vor dem Verhungern stand.

Die erste Untersuchung erbrachte die Diagnose, dass zumindest nichts gebrochen war. Wir schlussfolgerten daher, dass der Vogel entweder eine schwere Gehirnerschütterung erlitten hatte oder gar innere Verletzungen. Oder eben Hunger.

Eine Nachfrage am Folgetag ließ uns hoffen. Sie hatte die erste Nacht überstanden und wurde gestopft (Oder anders: Zum fressen überredet). Wir mussten uns aber noch in Geduld üben. Erst zwei bis drei Tage später ließ sich sagen, ob sie überleben würde. Wir geduldeten uns auch weiterhin und waren sehr froh, als das Tier auch nach dieser Zeit immer noch lebte. Viel mehr noch: Sie fraß selbständig und erholte sich langsam. Auf Rat der ehrenamtlichen Falkner aus Weeze verbrachte die Eule noch eine weitere Woche bei ihren Pflegern.

Heute war es dann soweit. Wir durften den Findling abholen, um ihn wieder in die Freiheit zu entlassen. Eine weitere Schleiereule, die ebenfalls heute fit genug war, um wieder in die Wildnis des Niederrheins entlassen zu werden, wurde uns gleich mit auf den Weg gegeben. Somit wurden heute 2 Schleiereulen im Achterhoek ausgewildert.

Foto: Regina Zamzow

Kurz vor der Dämmerung war es dann soweit. Um 16:45 Uhr öffneten wir behutsam die Transportboxen, entnahmen die Tiere und entließen sie in die Luft. Unsere Achterhoeker Schleiereule stieg auf und drehte umgehend in Richtung Oetzelstraße ab. Es sah so aus, als würde sie direkt zurück an ihren angestammten Platz wollen. Das zweite Tier flog erst einmal in die offene Feldscheune des Hofes und zog sich in eine dunkle Ecke zurück. Dort ließen wir ihr die Ruhe, die sie nun benötigte, um sich vom Stress des Tages zu erholen. Da die Scheune mit Schleiereulenkasten gerüstet ist und es dort viele Mäuse gibt, überlegt sie es sich vielleicht dort sesshaft zu werden.

Beide Tiere werden nun den Kampf ums Revier führen müssen. Sie waren beide Jungtiere des letzten Jahres und sie haben ihren Platz noch nicht gefunden. Gestärkt, wie sie nun sind, werden sie diese Aufgabe sicher meistern können. Wir wünschen viel Erfolg dabei.

Als Nebenprodukt dieser Aktion entstand eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit Familie Schnabel von der Greifvogelstation in Weeze. Da immer wieder Tiere von dort ausgewildert werden müssen, beschlossen wir heute Morgen, dass der Achterhoek auch für andere Arten, wie zum Beispiel den Steinkauz ein geeignetes Habitat bietet. Der Steinkauz war vormals hier angesiedelt. Zum Beispiel bei den alten Weiden entlang der A57. Nun ist er dort verschwunden. Die nächsten gestrandeten Steinkäuze aus Weeze – so die Planung – sollen ebenfalls im Achterhoek angesiedelt werden. Mit ein wenig Glück bleiben sie dann auch hier und bereichern unsere Bauernschaft.

Danke an Jan Otten für das wache Auge und Familie Schnabel für die tolle Pflege.