Kommentar: Das „Gänseproblem“

Ja ja, die Gänse, diese blöden Viecher fressen alles weg! Stimmt ja auch in gewisser Weise. Um eines vorweg klar zu stellen, ich habe vollstes Verständnis für die betroffenen Landwirte, wenn sie sich über den Schaden, den diese Tiere anrichten aufregen. Schließlich müssen die Landwirte von ihrem Ertrag leben und wenn es für den Sommerfraß keine Entschädigung gibt, so finde ich das, gelinde gesagt, ein starkes Stück.

Ich beziehe mich auf den Bericht aus der RP vom 6.4.2013 “Landwirte beklagen Gänse-Schäden“.
Da möchte ich etwas ins rechte Licht rücken. Die Tiere, um die es sich in diesem Bericht handelt, sind keine zurückgebliebenen Wintergäste, sondern es handelt sich in der Mehrzahl fast ausnahmslos um Graugänse. Die Nilgänse haben sich in den vergangenen Jahren ebenfalls stark vermehrt aber erreichen bei weitem noch nicht die Zahlen der Graugänse. Die „bösen“ Wintergäste, die Saat- und Bläßgänse, sind seit Ende Februar schon wieder zu ihren Brutgebieten nach Nordsibirien gezogen.

Liebe Leser, ob sie es glauben oder nicht, diesen Tieren ist es im Frühjahr und Sommer bei uns am Niederrhein einfach zu warm! Es stimmt zwar, dass diese Arten zu hunderttausenden hier überwintern, aber ihr Brutgebiet in Sibirien ist in etwa so groß wie Westeuropa und entsprechend gering ist die Bevölkerungsdichte. Die Tiere brüten nur einmal, da der Sommer dort oben so kurz ist und dadurch geht so manche Brut verloren. Diese Arten sind potenziell gefährdet und es ist gut, dass diese Gänsearten geschützt werden.

Nun komme ich auf die wirklichen „Problemgänse“ zurück. Die Nilgänse und die Kanadagänse sind hier, wie es aus den Tiernamen bereits zu erkennen ist, nicht heimisch. Sie sind aus Privatzoos oder Tierparks ausgebrochen und fühlen sich hier recht wohl. Da sie kaum natürliche Feinde haben, vermehren sie sich auch recht gut. Bei der Graugans sieht es etwas anders aus. Ursprünglich waren und sind diese Gänse in Osteuropa und Skandinavien heimisch. In den Sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden durch jagdberechtigte Personen großflächig Graugänse am Niederrhein ausgesetzt. Diese Tiere vermehrten sich in der Folgezeit recht gut und die Folgen sind ja allseits bekannt.

Es ist also eigentlich ein Problem, was auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen ist.

Rainer Verhülsdonk
Vorsitzender des NuK e.V.