Bei den ersten Achterhoekern handelte es sich um Gallier! Genauer gesagt, um den Stamm der Menapier. Ob es im Achterhoek mal einen Asterix und / oder Obelix gegeben hat …? Diese Frage lässt sich in der heutigen Zeit leider nicht mehr beantworten.
Eine Zeitmaschine, von der viele von uns als Kind geträumt haben, um einen Sprung in die Zeit vor etwa 2500 Jahren zu unternehmen, steht uns nicht zur Verfügung. Es ist jedoch historisch belegt, dass die Gallier in unserer Heimat gelebt haben und die heutigen Niederrheiner (WIR) ihre Nachfahren sind.
Sie lebten nicht in Ortsstrukturen, lebten mit und von der Natur, waren heimatverbunden, wehrhaft, stolz, und hatten bei den regelmäßigen Zusammenkünften viel Freude mit ihren Nachbarn. Wenn man über diese Lebensweise nachdenkt, … ja dann fällt eine gewisse Ähnlichkeiten mit den modernen Achterhoekern sofort auf.
Nun laden wir sie herzlich ein, mit uns eine kurze Reise in eine spannende Epoche des Niederrheins zu unternehmen.
Der Stammesname:
Der Name Menapier wird auf die keltischen Worte mel und apa mit der Bedeutung „Wasser“ zurückgeführt und weist damit auf das übermäßig sumpf- und wasserreiche, niederrheinische Siedlungsgebiet dieses Stammes hin. Stimmt diese Herleitung, bedeutet der Name Menapier so viel wie: Bewohner des Sumpf- und Wasserlandes.
Das Siedlungsgebiet:
Die Menapier bewohnten im letzten, vorchristlichen Jahrhundert unter anderem die damals sumpfigen und stark bewaldeten Niederungen zwischen Rhein und Maas an Niers, Fleuth und den unzähligen Leyen (Leien/Lys = keltisch).
Ihr Stammesgebiet erstreckte sich etwa von Gent im heutigen Belgien im Westen bis zum Rhein bei Emmerich im Osten und endete im Norden am Rheindelta und im Süden nördlich von Eifel und Ardennen.
Die Stammesgeschichte:
Etwa 400 Jahre vor Christi Geburt, überquerten aus dem Osten stammende Germanen den Rhein und im Laufe der nächsten Generationen vermischten sie sich mit den dort bereits ansässigen, meist friedlich lebenden Kelten. So bildete sich der keltisch-germanische Stamm der Menapier.
Nach der Besiedlung des Niederrheins durch die Römer, lebte man zunächst friedlich nebeneinander und miteinander. Es wurde ein reger Handel betrieben und man profitierte auf vielfache Weise voneinander.
Wegen der Freundschaft zwischen ihnen und dem gallischen Stammesfürsten Ambiorix, wurde unter Julius Caesar, ab 55 vor Christus, eine überraschende Strafexpedition gegen die Menapier geführt.
In diesem Krieg setzten die römischen Truppen zahlreiche Gehöfte und Ansiedlungen in Brand und verschleppten eine große Anzahl von Menschen und deren Nutzvieh.
Die Menapier hatten als einzige unter den gallischen Stämmen nie Gesandte mit der Bitte um Frieden zu Caesar geschickt. Sie stellten zudem keine größeren Truppen auf, sondern vertrauten auf den Schutz, den ihnen ihre Heimat bot. Die zahlreichen Überlebenden, die der römischen Strafexpedition nicht zum Opfer gefallen waren, flohen daher in die Wälder und Sümpfe und brachten ihre gesamte Habe dorthin. Anschließend formierten und organisierten sich unsere Vorfahren neu und sie begannen einen Guerillakrieg gegen die römischen Besatzer.
Aus Aufzeichnungen der Römer geht hervor, dass die meist jungen Soldaten große Furcht vor den gallischen Kriegern und den endlosen Sümpfen und Waldgebieten hatten. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte zogen sich die Menapier zurück und wurden weiter nach Westen abgedrängt. Ihr Gebiet am Niederrhein erhielt der germanische Stamm der Cugerner von den Römern.
Die Lebensweise:
Die Menapier waren sesshaft, bodenständig und lebten über-wiegend von Viehzucht und Ackerbau. Sie siedelten mit ihren Familienclans nicht in zusammenhängenden und befestigten Dörfern, sondern bevorzugten versteckt gelegene, halb in der Erde eingegrabene Einzelhöfe. Diese wurden als Schutz gegen Überschwemmungen meist auf sogenannten Donken errichtet.
Als Donken bezeichnet man Sand oder auch Lehmrücken, die seinerzeit wenige Meter aus den umgebenden Wasserläufe, Seen und Sümpfe herausragten.
Berühmt waren die Salzschinken und das Bier der Menapier. Der Handel mit diesen Produkten und mit Salz stellte die wesentlichen Einnahmequellen dar.
Eine Schreibweise der keltischen Sprache hat es nie gegeben, aus Überlieferungen und unzähligen Fundstücken lässt sich jedoch belegen, dass unsere Vorfahren ein hochentwickeltes Volk gewesen sind.
Die Stämme wurden von Fürsten angeführt und bei den regelmäßigen Zusammenkünften, meist an heiligen Orten, wurden Gesetze festgelegt und Recht gesprochen.
Die Religion:
Die Menapier huldigten einer Vielzahl von Gottheiten.
Wichtige Gottheiten waren, zum Beispiel der Gehörnte „Herr der Tiere“ und der grüne Mann „Herr der nährenden Natur“.
Das religiöse Leben aller keltischen Stämme umfasste heilige Orte und die heilige Zeit. Für die Kelten waren Naturereignisse (z.B. Gewitter und Nebel), Bäume (z.B. Esche und Eiche) und Tierarten (z.B. Vögel) sowie besondere geographische Punkte von sehr hoher Bedeutung.
Monumentale Bauwerke wurden von Kelten nicht errichtet aber sie fertigten kleine Kunstgegenstände an, die ihre magisch-religiöse und spirituelle Welt widerspiegelten. Heilige Orte am Niederrhein waren Gewässer und markante Landschaftspunkte wie Geländeerhebungen.
Die religiösen Oberhäupter waren die Druiden (heilige Männer), die an vielen Orten auch für die Rechtssprechung und medizinische Belange zuständig waren. Aus mittelalterlichen Überlieferungen geht hervor, dass die Druiden sich ab dem frühen Kindesalter einer bis zu 20 Jahre dauernden, religiösen und medizinischen Ausbildung unterziehen mussten.
Nach der Ausbildungszeit kamen die heiligen Männer meist in ihre Heimatgebiete zurück und versammelten sich zur heiligen Zeit an geheimen Orten.
Bei Bestattungen von Fürsten, Familienoberhäuptern und Kriegern wurden den Gräbern kostspielige Gegenstände für das Leben im Jenseits beigelegt, um dieses angenehm werde zu lassen. An eine Auferstehung bzw. Wiedergeburt glaubten die Kelten nicht.
Schlussbemerkung:
Auf historischen Landkarten sind keltische Grab- und Fundstellen im Bereich der Ploo, Binnenheide und im Winkelschen Busch eingezeichnet. Während der düsteren Epoche des drit-ten Reichs haben auch im Achterhoek aufwändige Ausgrabungen stattgefunden und einzelne Fundstücke lassen sich noch heute in verschiedenen Museen bestaunen.
Ja, es hat also Menschen wie Asterix, Obelix und Miraculix gegeben, die in unserer niederrheinischen Heimat gelebt, geliebt, gearbeitet und für ihre Freiheit gekämpft haben.
(jb)